Aktuell zur Wahl: Schutz vor Rechtsabbiegern…

…gilt nicht nur in Meck-Pom, sondern auch für Radfahrer an Kreuzungen.

Der Planning Guide des Massachusetts Department of Transportation zeigt eine sichere, separate Radinfrastruktur. Die folgenden Bilder aus dem Planning Guide machen sehr deutlich, welche Vorteile eine gute Sichtbeziehung zwischen Rad- und Autofahrer hat. Die Radwege müssen an an Kreuzungen vom Autoverkehr getrennt sein und genügend Abstand von der Fahrspur der Autos haben.

hannovercyclechic auszug aus planning guide mdp sicht auf radfahrer

Bei direkter Nähe zwischen Rad und Auto droht der „tote Winkel“! Wenn die Bezeichnung nicht so treffend wäre und immer wieder Radfahrer in diesen Situationen ums Leben kommen, müsste hannovercyclechic fast darüber lachen.

Beispiel 1: LKW übersieht beim Rechtsabbiegen Radfahrer an der Hamburger Allee Beispiel 2: 52jährige Radfahrerin auf Marienstraße schwer verletzt Beispiel 3: Frau stirbt durch Rechtsabbieger am Altenbekener Damm Beispiel 4: Radfahrer bei Unfall auf der Hildesheimer Straße schwer verletzt Und das sind nur die in 2 Minuten gegooglte Ergebnisse für Hannover! Gebt mal Berlin/Rechtsabbieger/Unfälle ein…

hannovercyclechic auszug aus planning guide mdp rechtsabbieger

In dieser Grafik ist die Wirksamkeit der Bordsteininsel gut zu erkennen. Der PKW-Fahrer hat durch die sogenannten Motorist Yield Zone ausreichend Zeit den vorgeschriebenen Schulterblick auszuführen und ggf. zu halten. Die Fahrzeuge dahinter haben dennoch die Möglichkeit geradeaus zu fahren.

Ganz abgesehen davon, dass bei diesem Kreuzungsdesign vor allem das freie Rechtsabbiegen für Radfahrer möglich ist. Das freie Rechtsabbiegen für Radfahrer ist in Frankreich übrigens inzwischen zulässig und wird von einigen Politikern auch in Deutschland gefordert. Mehr dazu in einem Beitrag des ADFC Sachsen!

hannovercyclechic auszug aus planning guide mdp ansicht kreuzung

Zu beachten sind die im Kreuzungsbereich nicht mehr vorhandenen Parkplätze. Nur so wird sicher gestellt, dass der Autofahrer die Radfahrer früh genug sieht! Und auch die Fußgänger profitieren. Die Corner Refuge Island (womit wir wieder beim doppeldeutigen Rechtsabbiegen vom Beginn des Beitrags wären.. 😉 verringert die Strecke, die in eins zurückgelegt werden muss. Sehr hilfreich gerade für ältere Menschen. Wären jetzt noch die Radwege im Kreuzungsbereich höher gelegt und durchgängig rot eingefärbt, hätten wir oranje bzw. holländische Verhältnisse.

Und bei wem es immer noch nicht geschnackelt hat, warum  geschützte Radwege oder Protected Bike Lanes die Sicherheit von Radfahrern signifikant erhöhen, sei die Fotomontage von Daniel Pöhler empfohlen!

hannovercyclechic radwege in d und h und usa quelle daniel pöhler

Quelle: Daniel Pöhler aka @umwerfer bei Twitter

Mindestens genauso gefährlich sind übrigens die „freien“ Rechtsabbiegerspuren ohne Ampel mit autogerechter Ausrundung, die auch bei erhöhter Geschwindigkeit das Abbiegen mit dem KFZ erlauben. Auch am Friederikenplatz in Hannover, Einmündung Karmarschstraße, gibt es wiederholt Unfälle, bei denen Radfahrer zu Schaden kommen. Liebes Lust auf Fahrrad-Team, bitte verhindert den Bau von Ampeln an dieser Stelle , um nicht wie 100 Meter weiter an der Einmündung Friedrichswall in das Leineufer den Spaß am schnellen Vorankommen auf dem Rad einzuschränken, sondern setzt Euch doch lieber, wie in Kopenhagen längst Sitte, für den Rückbau aller Rechtsabbiegerspuren, auch in Hannover, ein…

hannovercyclechic-luftbild-karmarschstrasse-friedrichswall

Warum der Empfehlung der Unfallkommission, wie in dem Bericht aus der HAZ von 2011 bis heute nicht gefolgt wurde, ist mehr als unverständlich! Zitat aus dem Artikel der HAZ: „Die Unfallkommission hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder mit dem Friederikenplatz befasst. Als besonders kritisch bewerten die Experten die Einmündung der Karmarschstraße in den Kreuzungsbereich. Im Jahr 2009 wurden dort 30 Radfahrer von Rechtsabbiegern erfasst. Die Unfallkommission hat bereits vor einiger Zeit empfohlen, den Abbiegerstreifen zurück zu bauen. Wann das geschehen soll, steht noch nicht fest.“ Zum Abschluss des Artikels wird den Radfahrern mal wieder geraten, einen Helm zu tragen! Auch hier bleibt hannovercyclechic schon wieder das Lachen im Halse stecken, wenn diese Forderung an dieser Stelle nicht so zynisch wäre. Beim Aufprall von 2 Tonnen in Bewegung bei Tempo 30 oder gar Tempo 50 hilft einem Kind von 40kg wohl auch der Helm nicht um schwerste Verletzungen zu verhindern.

Dass es schon vor Jahrzehnten fortschrittlicher ging, zeigt das Foto des „Weißen Ross“ in Braunschweig (oder Peine-Ost wie manche sagen) von 1963, wo Rechtsabbiegerspuren für Radfahrer zu sehen sind und die Autofahrer beim Abbiegen auf den kreuzenden Radweg mit großen Lettern auf der Straße hingewiesen worden sind. Überflüssig zu erwähnen, dass diese Kreuzung heute nicht mehr so komfortabel für Cyclisten ist!

hannovercyclechic weißes ross in braunschweig 1963 museum für radverkehr

Quelle: Forschungsgesellschaft für das Straßenwesen e. V

Von hinten rum ins Auge: Die Kommunalwahl am Sonntag bietet übrigens die Möglichkeit Menschen zu wählen, die sich direkt vor unser aller Haustüren für weniger (Durchgangs-) Verkehr, Lärm und mehr (Die) Grün(en) einsetzen, weiß ziemlich sicher Eure hannovercyclechic-eria

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2 Gedanken zu “Aktuell zur Wahl: Schutz vor Rechtsabbiegern…

  1. Schöne Broschüre aus Massachusetts! Sie zeigt aus meiner Sicht sehr umfangreich und konsequent, warum eine Separation vom Autoverkehr den Radverkehr fördert und wie logischerweise Radwege auszusehen haben (Trennung vom Auto- und Fußverkehr ab bestimmter Verkehrsmenge, absetzen der Furten an Knotenpunkten für bessere Übersichtlichkeit und Sicherheit, etc.). Die Empfehlungen für eine sichere Radinfrastruktur decken sich im Wesentlichen mit denen, die kürzlich in einem ganz anderen Teil der Welt aufgestellt wurden, nämlich in Norwegen oder genauer in Oslo. Oslo hat sich zum Ziel gesetzt, Fahrradstadt zu werden, und anders als in Deutschland zieht das tatsächlich ernsthafte Maßnahmen nach sich. In Oslo wurde nun eine Richtlinie entworfen, die für Norwegen geradezu revolutionär ist, weil die nationale Transportbehörde alles andere als flexibel auf die Anforderungen des Radverkehrs reagiert hat. Mehr hier: http://www.copenhagenize.com/2016/06/the-oslo-standard-next-level-bicycle.html

    Der „Oslo-Standard“: http://copenhagenize.eu/dox/oslo_standard.pdf

    Überraschend und erfreulich wie sich diese beiden Standards aus den USA und Norwegen gleichen. Denn sie beruhen beide auf dem Radwegedesign, das in den Niederlanden seit Jahrzehnten erfolgreich umgesetzt wird. Im Radverkehr kommt also alles immer zurück auf die Niederlande.

    Umso erschreckender finde ich die Entwicklung in Deutschland. Während anderswo auf separate Radwege gesetzt wird, werden in Deutschland Radfahrstreifen propagiert (direkt zwischen fahrenden Autos und parkenden Autos). Keine Sicherheitszone, kein komfortabler Abstand zum großen, lauten und schweren Verkehr. Während anderswo auf glatten und ebenen Asphalt gesetzt und sogar darauf geachtet wird, dass keine Gullideckel im Radwegbereich existieren, werden hier in Deutschland Radwege oft aus Pflastersteinen hergestellt. Während anderswo auf Radwege rechts von parkenden Autos gesetzt wird, setzen wir hier in Deutschland auf Radfahrstreifen links von parkenden Autos. Während anderswo auf abgesetzte Radverkehrsfurten gesetzt wird, um die Sicherheit für Radfahrer zu erhöhen, werden hier in Deutschland Radwege gefördert und gefordert (auch vom ADFC), wo die Radfahrer vor Knotenpunkten an die Fahrbahn herangeführt werden. Während anderswo die Geschwindigkeit des motorisierten Verkehrs in Konflikpunkten reduziert wird, indem die Abbiegeradien durch bauliche Maßnahmen verkleinert werden, sieht man hier in Deutschland immer häufiger Radfahrstreifen, die von rechtsabbiegenden Autos weit vor dem Knotenpunkt gekreuzt werden müssen und mit dementsprechend hoher Geschwindigkeit, da keinerlei baulichen Maßnahmen existieren. Während anderswo erkannt wurde, dass der Komfort und das Sicherheitsgefühl entscheidenden Einfluss auf die Entscheidung für oder gegen das Fahrrad haben, und dementsprechend handeln, wird hier in Deutschland gerade genau das Gegenteil getan, weil die Verkehrssicherheit von Radfahrern auf Radfahrstreifen angeblich höher ist als auf Nebenanlagenradwegen. Aber wen wundert das, wenn 90 % der Nebenanlagenradwege in Deutschland katastrophal designt sind? Da kann der Vergleich ja nur zugunsten der Radfahrstreifen ausfallen, da diese erst seit kurzer Zeit angelegt werden und damit größtenteils immerhin den heutigen Mindestanforderungen entsprechen.

    Vor allem aber erschreckt mich, dass während anderswo ein Radverkehrssystem für ALLE geschaffen wird, dass aber hier in Deutschland der Trend zu einer Radinfrastruktur geht, die nur von besonders sicheren und besonders schnellen Radfahrern genutzt (werden) wird (lies: nicht von Jungen und Alten).

    Kann mal jemand bitte was dagegen unternehmen?

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  2. […] Gefahr durch (freie) Rechtsabbieger*innen wie hier anschaulich beschrieben […]

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