Von Fußgängern, die mal Radfahrer, mal Bus-Nutzer und mal Autofahrer sind, und sich dennoch eine lebenswerte Stadt wünschen, …

…ist nicht die Rede in Daniel von dem Knesebecks Beitrag

Jeder Jeck ist anders – Autogegner und Autofreunde im Konflikt„,

der sich mit der Podiumsdiskussion „Wie wollen wir leben in unseren Stadtteilen (und Städten)?“ am 09.02.17 im Lindener Rathaus beschäftigt. Er beklagt zwar zum einen die emotionsgeladene Diskussion des Abends, trägt er aber auf der anderen Seite mit der Unterüberschrift seines Beitrags Autogegner und Autofreunde im Konflikt nicht unbedingt zu einer sachlichen Auseinandersetzung bei.

Nichtsdestotrotz freuen wir uns aufrichtig und sehr, dass sich von dem Knesebeck, Mitglied im CDU-Vorstand des Ortsverbandes Linden-Limmer, mit den Fragen beschäftigt, die viele Menschen im Stadtteil umtreiben.

(Auch Dirk Hillbrecht, Pirat und Ex-Mitglied im Stadtrat hat sich bereits geäußert:

Dis­kus­si­on zum Lin­de­ner Markt­platz: Ein Abend der ko­gni­ti­ven Dis­so­nanz

Die PlatzDa!-Initiative, zugegebenermaßen eine Freundin von

auf Autogegner zu reduzieren, greift jedoch schlicht zu kurz.

Die eingeladenen Podiumsteilnehmer, die erwartungsgemäß verschiedene Positionen vertreten haben, zeigen doch, dass wir an einer differenzierten Auseinandersetzung Interesse haben.

150 Besucher bei der Veranstaltung, die meisten aus Linden, an einem Wochentag bei -2 Grad sollten ein Hinweis für alle Stadtteilpolitiker sein, die Themen Mobilität und Gesundheit (also eine zur Bewegung, Begegnung und Teilhabe anregende Umgebung, möglichst frei von Verkehrslärm und Abgasen) ernsthaft untereinander und mit den Menschen zu diskutieren.

Unsere Vision von Stadtteilen (und einer Stadt),

  • in der sich Kinder selbstständig zu Fuß oder auf dem Rad bewegen können, ohne Gefahr Opfer eines Verkehrsunfalls zu werden (Stichwort: Vision Zero in Schweden und den USA)
  • Senioren und gehandicapte Menschen genug Zeit haben, sicher Straßen zu überqueren und am Leben im öffentlichen Raum teilnehmen können
  • für alle Bewohner durch eine gute Rad- und Fußweginfrastruktur Anreize geschaffen werden, auf das Rad umzusteigen oder auch mal zu Fuß zu gehen und
  • Raum zum Begegnen und Bewegen vorhanden ist,

hat nichts gemein mit ideologischen Grabenkämpfen der Vergangenheit wie von dem Knesebeck andeutet.

Es geht auch um Gerechtigkeit, besser gesagt Flächengerechtigkeit. Wenn in unseren Städten fast 60% des öffentlichen Raumes dem motorisierten Individualverkehr vorbehalten sind (Quelle: Flächengerechtigkeitsreport von Clevere Städte) ist in der Vergangenheit etwas schief gelaufen und wird weltweit, europaweit und auch in Deutschland mittlerweile korrigiert. Die Beispiele der sich wandelnden Städte unter den Linktipps auf diesem Blog lassen erahnen an, dass Hannover eine Entwicklung, die der Stadt nutzen könnte, zu verpassen droht. Das Luftbild des Lindener Marktes lässt erahnen, wie es um die Flächen für die Menschen bestellt ist, rot eingefärbt: motorisierter Verkehr, blau eingefärbt: Fußgänger.

hannovercyclechic lindener markt vergleich auto und fußgänger

Gerade die Menschen, die auf den motorisierten Verkehr angewiesen sind, sei es als Pendler, Handwerker, Lieferant, Gehandicapter oder ÖPNV-Benutzer, profitieren von weniger Individualverkehr. Über 50% der Fahrten mit dem Auto in der Stadt, konservativ geschätzt, Herr von dem Knesebeck ;-), betragen unter 5 km. Gelingt es uns diese Fahrten zu verringern, weil die Menschen das Fahrrad oder den ÖPNV nehmen, kommen alle eben genannten schneller an ihr Ziel. Gibst doch gar nicht? Doch , gibt es, ca. 500 km von uns entfernt: Wer in einer Stadt schnell mit dem Auto vorankommen möchte, sollte sich einen Zweitwohnsitz in Kopenhagen zulegen, wo 50%  aller Fahrten in der Stadt mit dem Rad gemacht werden, Tendenz steigend! Und siehe da, die Menschen besuchen die Hauptstadt unseres nördlichen Nachbarn zuhauf, da die Lebensqualität so hoch ist. www.copenhagenize.com

Dann erreichen übrigens auch die Kunden aus der Region die Fachgeschäfte einfacher. Ob diese aber zwangsläufig vor dem Geschäft parken müssen, stellte Lars Wichmann von Velogold als Antwort auf Astrid Ries, Inhaberin des Hutgeschäftes am Lindener Markt, in Frage. Wichmann, selbst Inhaber eines Fachgeschäftes für Lastenräder auf der Wunstorfer Straße, die seit dem Umbau weniger Parkplätze aufweist, sagte, dass seine Kunden teilweise von weit her anreisen, gerade weil er Fachkenntnis habe. Daher sie es für sie gerade nicht von Bedeutung, dass sie direkt vor dem Laden parken könnten.

Zudem sehen wir unser Engagement als Beitrag zu einer in Zukunft konkurrenzfähigen Großstadt Hannover mit Kinder-, Fußgänger und Radfahrer freundlichen Stadtteilen,, die junge, gut ausgebildete Menschen anzieht. Diese werden bestimmt nicht in eine laute, von Abgasen geplagte Stadt mit zugeparkten Wohn-Quartieren umziehen wollen.

Dazu ein Zitat von Jan Gehl, einem berühmten Stadtplaner:
„Es gibt einen sehr simplen Anhaltspunkt für lebenswerte Städte. Schauen Sie, wie viele Kinder und alte Menschen auf Straßen und Plätzen unterwegs sind. Das ist ein ziemlich zuverlässiger Indikator. Eine Stadt ist nach meiner Definition dann lebenswert, wenn sie das menschliche Maß respektiert. Wenn sie im Tempo der Fußgänger und Fahrradfahrer tickt. Wenn sich auf ihren überschaubaren Plätzen und Gassen wieder Menschen begegnen können. Darin besteht schließlich die Idee einer Stadt.“

Wieso eint die Menschen in Linden nicht der Gedanke gemeinsam den Durchgangsverkehr durch ihre Wohnstraßen und die Geschwindigkeit des motorisierten Verkehrs zum Wohle aller Stadtteilbewohner zu reduzieren

— wie im übrigen bereits im ehemaligen Sanierungsgebiet Linden-Süd geschehen:

 

Zumindest das wär doch mal etwas, über dass es sich zu diskutieren lohnen würde, oder Herr von dem Knesebeck?

Wir kommen gerne mal bei euch rum, brumm, brumm, liebe CDU Linden-Limmer, Eure Lindener Fußgänger, Radfahrer, ÖPNV-Nutzer und Autofahrer von der PlatzDa!-Initiative!

P.S. Herr Prof. Monheim, bundesweit renommierter Verkehrsexperte, den auch Herr von dem Knesebeck, für seine Ausführungen auf dem Podium lobend erwähnt, hat übrigens im Vorfeld der Veranstaltung an einem Pressetermin an der Schadstoffmessstation an der Göttinger Straße in Linden-Süd teilgenommen. Der VCD e.V. hatte eingeladen, die HAZ und die NP berichteten: Prof. Monheim ist „überzeugt, dass sich der Verkehr in Hannover radikal ändern muss.“ Da können wir doch im Kleinen schon mal anfangen in Linden…

 

 

3 Gedanken zu “Von Fußgängern, die mal Radfahrer, mal Bus-Nutzer und mal Autofahrer sind, und sich dennoch eine lebenswerte Stadt wünschen, …

  1. […] untenstehenden Beitrag gibt es eine Erwiderung: >> Von Fußgängern, die mal Radfahrer, mal Bus-Nutzer und mal Autofahrer sind, und sich dennoch eine l… …ist nicht die Rede in Daniel von dem Knesebecks […]

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  2. Das Luftbild zeigt den Lindener Markt und die Aufteilung der Verkehrsflächen, wie sie eigentlich sein sollten. Der hellblau gefärbte Teil rund um den Brunnen ist aber besonders im Winter mehr oder weniger stark zugeparkt, weil die Poller, die diesen Teil des Platzes vor Falschparkern schützen sollen, im Winter fehlen. Es sind nämlich herausnehmbare Poller, die für den Marktbetrieb dienstags und samstags herausgenommen werden. Im Winter würden diese Poller jedoch festfrieren, deshalb wird im Winter stärker vom Verkehrsaußendienst kontrolliert. Aber die können ja nicht ständig vor Ort sein.
    Und selbst im Sommer ist der Bereich rund um den Brunnen oft zugeparkt, weil es Autofahrer gibt, die eigenmächtig einzelne Poller entfernen, oder weil bei Anlieferunegn beim GIG es vorkommt, dass die Poller nicht wieder zurückgesetzt werden nach Abfahrt des Lieferfahrzeuges.
    Als mir das mal auffiel, steckte ich selbst den Poller zurück und wurde umgehend von einem Autofahrer angegiftet, was das denn solle, er wolle da wo ich den Poller hinsteckte jetzt durch um dahinter zu parken. Als ich ihn freundlich über die geltende Parkregelung informierte folgte ein Wust von Beschimpfungen von Seiten des Autofahrers.
    Ich finde es ganz toll, dass sich die Platz da-Initiative von den vielen oft polemischen zum Teil gehässigen Bemerkungen, die auf der Podiumsdiskussion von Autofahrern gemacht wurden, sich nicht ins Bockshorn jagen lässt. Und auch die Rückeroberung des Lindener Marktplatzes für alle Bürger des Stadtteils vorantreibt und gegen die Marktplatz-Okkupation durch die autofahrenden Bürger in die Offensive geht!

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