Satire – oder der ganz normale Wahnsinn eines 800m-Laufes?

Dachten wir bei der Überschrift des HAZ-Artikel „Parkplatznot in der Südstadt“ an Ausdrücke wie Atemnot oder Not-OP, mussten wir bei der Lektüre des Artikels erschrocken feststellen, dass alles noch viel, viel (ja, geradezu richtig dolle viel schlimmer) ist und schlugen schließlich das Wort „Not“ im Duden nach. (Die Auflösung dazu am Ende dieses Beitrags.)

Und just bevor wir selber in die Tasten hauen konnten, erreichte uns folgender satirischer Leserbrief zum Thema:

„Die HAZ ist wieder mal ganz nah dran am Bürger, an seinen Nöten und Sorgen. Nach Flüchtlingskrise, Populismus und Trump, mal wieder ein Thema zum richtig aufregen: die Parkplatznot in der Innenstadt.

Um die besondere Schwere des Problems deutlich zu machen, hat die HAZ extra einen Reporter losgeschickt um betroffene Bürger (korrekt ohne -Innen) zu befragen. Und die Arbeit hat sich gelohnt: jedes Zitat schlägt ein wie eine Bombe. (Die satirische Wirkung der Aussagen scheint der Redaktion allerdings entgangen zu sein.) Um manche Stadtteile in Hannover steht es sehr schlimm.

800 Meter sei er schon von der Wohnung zum Auto gelaufen, zitiert die HAZ einen Betroffenen. Den vermutlich erlittenen Muskelkater möchte man sich gar nicht vorstellen. Auch hat den Bürger das Erlebnis nicht unberührt gelassen, er überlegt nun ernsthaft mal mit der Bahn ins Büro zu fahren. So weit ist es also schon gekommen, mag man da ausrufen!

Aber damit nicht genug. Auch Kinder müssten schon mal „hunderte Meter“ bis zum Auto laufen, berichtet ein Familienvater. Die kurzen Beine, das Gequengel – eine Tortur! Noch schlimmer ist es nur einem weiteren Südstädter ergangen. Er musste übel büßen, da er – Not kennt kein Gebot! – falsch geparkt hatte. Nach vermutlich fünfminütiger Fahrt und einer gefühlten Ewigkeit Parkplatzsuche, ist das natürlich der Gipfel!

Was ist also zu tun? „Gibt es Lösungen?“, fragt auch die HAZ. Ganz ehrlich: Nein. Keine Chance. Hopfen und Malz verloren. Wer sich das Leben mit einem Auto so bequem wie möglich macht und dann trotzdem noch rumquengelt, weil er 800 Meter (in Worten: achthundert) laufen muss, dem kann man nicht helfen – den muss man erziehen!

Aber hier stößt die Politik an ihre Grenzen, denn wenn sie mit Verboten um die Ecke kommt, erfolgt Stufe zwei: Dann stampft der Bürger nicht nur beleidigt mit dem Fuß auf, dann wirft er sich auf den Boden, zappelt und schreit wie am Spieß. Und dann braucht man keine prophetische Gabe um vorherzusehen, dass Vater Stadtrat schnell ein Einsehen haben wird und es vorerst doch mit einem Appell bewenden lässt.“      Ein aufmerksamer HAZ-Leser

haz parkplatznot header

Hier nun die versprochenene Auflösung als Dudenauszug:

No̱t

Substantiv [die]
  1. der Zustand, in dem jmd. nichts oder nur sehr wenig zum Leben hat. „Weil es schon lange nicht mehr geregnet hat, herrscht hier große Not.“
  2. eine schlimme Situation, in der jmd. dringend Hilfe braucht. „Die Not der Flüchtlinge in dem Krisengebiet verlangt schnelle internationale Hilfe.“
  3. der Zustand, in dem jmd. psychisch leidet oder sehr verzweifelt ist. „Sie wusste sich in ihrer Not nicht mehr zu helfen!“

Abschließend noch eine Anmerkung von uns, liebe HAZ:

Den Ausbau der Radinfrastruktur (Radschnellwege, asphaltierte, sichere und schnelle Radwege, Grüne Welle für Radfahrer und Regensensoren an Fahrrad-Ampeln, Protected Bike Lanes, Fahrradstraßen usw. usf.), um Menschen zum Umstieg auf das Rad, E-Bike, Lastenrad etc. zu bewegen, nicht einmal im Ansatz zu erwähnen, macht uns schlicht sprachl…

Ein Gedanke zu “Satire – oder der ganz normale Wahnsinn eines 800m-Laufes?

  1. Velovariants

    Die WHO empfiehlt jeden Tag 10.000 Schritte (6 – 7km) zu laufen. Mein Lösungsansatz wäre den Blechkoffer grundsätzlich mindestens 800m von der Wohnung entfernt abstellen zu dürfen, aber im Gegenzug das Fahrrad sicher direkt vor der Haustür.

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